Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Wissenschaftliche Projektmitarbeiter/in und Dozent/in an der MLU Halle-Wittenberg

Anonymus (wissenschaftliche Projektmitarbeiter/in und Dozent/in an der MLU Halle-Wittenberg)

Wie sind Sie zu ihrem Beruf gekommen?

Während meines Studiums habe ich ein Praktikum in der Praxis und in der Forschung bei Professor Doe (Name geändert) gemacht und habe dann erkannt, dass das ein interessantes Arbeitsfeld für mich ist. Ich habe dann eine Diplomarbeit zu einem Thema, das in Herrn Does Arbeitsbereich eine große Bedeutung hat, geschrieben und bin dann, weil ich natürlich in gewisser Weise die Grundlagen gelegt habe, in mehrere Projekte, die Herr Doe als Projektleiter durchführte, eingestiegen. (…) Er hat mich gefragt, ob ich nicht bei ihm als wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in, anfänglich als wissenschaftliche Hilfskraft mit Abschluss, tätig werden möchte. Ich habe vorher natürlich immer wieder mein Interesse bekundet. (…) Während meines Studiums habe ich viele Seminare belegt, in denen es um qualitative Forschungsmethoden ging. Ich habe mich in gewisser Weise in dieser Richtung spezialisiert. Das war ja auch damals noch möglich. Ich bin jetzt ungefähr drei Jahre als Projektmitarbeiter/in und ein Jahr hier als Dozent/in tätig.

Wie wird man von der wissenschaftlichen Hilfskraft mit Abschluss zum/zur Dozent/in?

Natürlich muss man sich dafür noch mal bewerben. Aber wenn man immer vor Ort ist, bekommt man auch mit, wenn eine solche Stelle frei wird. Und dann habe ich mich eben auch auf die Stelle eines/einer Dozenten/Dozentin beworben. Natürlich hat man Vorteile, wenn man zuvor schon an der Universität gearbeitet hat. Also ich hatte mich bei Herrn Doe in gewisser Weise schon etabliert. Das hat mir sicher Vorteile gebracht, dass ich hier schon länger tätig war (…). Am Anfang habe ich auch Lehraufträge angenommen. Dabei hat man keine Stelle, sondern arbeitet quasi auf Honorarbasis. (…) Und dann gab es eine Stelle als Dozent/in, auf die ich mich beworben habe.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei ihnen aus?

Dadurch, dass das Aufgabenfeld sehr vielfältig ist, gibt es nicht unbedingt den typischen Arbeitstag. Früh rufe ich meine Mails ab, ich bereite meine Seminare vor, (…) muss mich einlesen, muss die Seminarsitzung konzipieren. Ich setze mich auch viel mit Studenten auseinander, die in meine Sprechstunde kommen oder mir eine Mail schreiben. Das ist die Seminarvorbereitung. Dann führe ich das Seminar durch. Und dann kommt die Nachbereitung. Da lade ich dann alle möglichen Sachen bei StudIP hoch. Wenn ich alles abgehandelt habe, was mit meiner Lehre hier zu tun hat, beschäftige ich mich mit meinen Projekten. Ich schreibe gerade einen großen Endbericht für ein Projekt, bei dem ich auch Interviews auswerten muss. Wenn es bestimmte Sitzungen gibt, zum Beispiel für ein Projekt, dann muss ich mich natürlich auch auf diese vorbereiten und Power Point Präsentationen erstellen. Und natürlich bin ich auch immer „abrufbar“, wenn mein Chef mich anruft und ich einen Auftrag für ihn erledigen soll. Ich schreibe zurzeit auch noch einen kleinen Artikel für eine Fachzeitschrift. (…) Man arbeitet immer an sehr vielen Baustellen gleichzeitig und dafür braucht man ein sehr gutes Zeitmanagement.

Wie kommt man dazu in Projekten mitzuarbeiten oder auch einen Artikel für eine Fachzeitung zu schreiben?

Die Projekte, an denen ich meistens gearbeitet habe, waren Auftragsforschung(en). Da gibt’s eine Ausschreibung. Wir als Uni schreiben dann ein Angebot und reichen das ein und je nachdem wird man dann ausgewählt oder eben nicht. (…) Das mit dem Artikel ist eher eine Idee von Herrn Professor Doe gewesen. Er fand die Ergebnisse aus den Projekten sehr interessant und wollte sie eben einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Es bringt ja nichts, wenn man forscht und die Ergebnisse dann niemandem zugänglich sind.

Was finden Sie gut an ihrem Beruf und wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?

Was ich gut finde ist, dass ich frei bin, dass ich selbstständig arbeiten und mich entfalten kann. Ich bin nicht der Typ, der jeden Tag das Gleiche machen möchte. Ich möchte immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt werden. Und, ich möchte meine eigenen Entscheidungen treffen können. Wie gesagt, war es mein Traum in der Forschung zu arbeiten. Ich habe mich damals auch nirgendwo anders beworben. Ich hatte also auch großes Glück gehabt und dafür bin ich auch sehr, sehr dankbar. (...) Wenn man Ergebnisse vorstellt, bekommt man eine hohe Anerkennung dafür.

Wo man sich Verbesserungen wünscht, das sind manchmal die Rahmenbedingungen. (…) Was auch noch etwas problematisch ist, Projekte haben immer eine Laufzeit, und die endet irgendwann.  Dadurch hat man auch nie einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Man muss sich dann immer Gedanken machen, wie geht’s jetzt weiter? Wenn man da kein dickes Fell hat, leidet man in regelmäßigen Abständen unter Existenzangst. (…) Was mich auch stört, wie soll ich das sagen? Die Lehre nimmt mich sehr in Anspruch und strengt mich auch sehr an, muss ich sagen. Ich möchte mich weiterentwickeln. Ich möchte gerne promovieren, finde aber nicht die Zeit dazu. Zudem frage ich mich auch, wie hier später noch ein Kind mit reinpassen soll? Aber für mich überwiegen die positiven Seiten an meiner Arbeit.

Welche Zusatzqualifikationen erachten Sie für Erziehungswissenschaftler als unerlässlich?

Für meinen Beruf wäre vielleicht eine Weiterbildung in Hochschuldidaktik wichtig. Ich merke das auch selber. Mir fehlt manchmal das Know-how, wie man so ein Seminar gestalten kann. Ich mache das jetzt mehr so aus dem Bauch heraus. Ich überlege dann immer, was ich als Student damals gut fand und was nicht. Was ich jedem nur empfehlen kann, sind Praktika, um Erfahrungen zu sammeln, wenn man in die Praxis gehen möchte. Wenn man in der Wissenschaft bleiben will, sollte man zu Methoden-Workshops gehen. Gibt’s ja in Magdeburg einmal im Jahr, wo dann auch die „Gurus“ da sind. (…) Es kommt natürlich drauf an, wo man später hin will. Darüber sollte man sich möglichst zeitig klar werden.

Ich frage mich auch, was man mit seinem Bachelor später mal machen kann?

Damals war klar, jeder, der sein Vor-Diplom gemacht hat, konnte auch sein Diplom machen.

Was ich mich immer frage ist, ob die Arbeitgeber überhaupt wissen, welches Potenzial ein Bachelor im Bereich Erziehungswissenschaften mit sich bringt? Ich weiß noch, dass es lange gebraucht hat, um den Arbeitgebern klar zu machen, was sie mit einem Diplom-Pädagogen anfangen sollen. (...) Es ist ja jetzt auch so, dass Studenten nach dem Bachelor nicht weitergehen müssen. Das hätte ich damals mit meinem Vor-Diplom gar nicht machen können. Das war kein Abschluss an sich.

Ich habe von einem anderen Dozenten hier gehört, dass man sein Gehalt immer erst nach dem Semester, in dem man gelehrt hat, bekommt. Also alle 6 Monate.

Das ist eben so, wenn man keine Anstellung als Dozent, sondern einen Lehrauftrag hat. Dann arbeitet man eben ein halbes Jahr mit Vor- und Nacharbeit, Sprechstunde, etc. Dann bekommt man einen bestimmten Betrag für seine Arbeit, der äußerst gering ausfällt, also in keinem Verhältnis zu dem steht, was man da geleistet hat. Das ist jetzt nur bei einem sehr kleinen Kreis der Fall. Dass da die Motivation gegebenenfalls drunter leiden kann, kann man verstehen. (…) Vieles, was man bei einem Lehrauftrag macht, macht man ehrenamtlich und mit viel Engagement. Da spreche ich jetzt sicher auch für andere Dozenten. Man hat auch einen Anspruch an sich selbst. Man ist da nicht so kalt und sagt sich, ich bekomme so und soviel Geld, also arbeite ich auch nur so und soviel. Man hat auch einen Ruf zu verlieren. Und, so geht’s mir, ich habe auch ein Verantwortungsgefühl den Studenten gegenüber. Und ich kann ihnen sagen, ich habe für meine Seminare damals denselben Aufwand betrieben, den ich auch jetzt betreibe, wo ich doch jetzt viel bessere Rahmenbedingungen habe. (…)

Muss man erst einen Lehrauftrag annehmen, um später als Dozent/in arbeiten zu können oder kann man das auch überspringen?

Theoretisch kann man sich gleich auf eine freie Stelle als Dozent/in bewerben und ich kenne auch Kollegen, bei denen das geklappt hat. Wenn man aber realistisch ist, hat jemand, der schon länger an der Uni tätig ist, bessere Chancen die Stelle zu bekommen, als jemand, der gerade sein Studium beendet hat. Wenn man sein Studium beendet hat, um es mal ganz platt zu sagen, fängt man ganz unten an und muss sich hocharbeiten. Ich muss sagen, ich war damals auch bereit dazu, eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft mit Abschluss anzunehmen. Und ich habe damals auch unter ganz schwierigen Bedingungen gelebt. Ich kann es auch ganz offen sagen, ich wurde damals sogar von der Arbeitsagentur aufgestockt. Aber es war auch nur für eine kurze Zeit, dann habe ich mich etabliert und dann ging das „ratzfatz“. Die Rahmenbedingungen haben sich bis heute sehr verbessert.

Warum möchten Sie promovieren?

Mir reicht mein Abschluss einfach noch nicht. Ich möchte mich weiterqualifizieren. Der zweite Punkt ist rational. (…) Ich glaube, ohne Doktortitel ist deine Zeit hier gezählt. Und, was auch wichtig ist, ich glaube, dass es meinen Wert auf dem Arbeitsmarkt steigert. Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube, dass man dann auch von den Studenten ernster genommen wird. Außerdem muss ich bedenken, dass mein Chef auch irgendwann in Rente gehen wird und ich mir dann etwas Neues suchen muss. Wobei ich dann möglichst wieder in einer gleichwertigen Position landen möchte. Und ich glaube, dass meine Arbeitsstelle dadurch auch gesicherter wird und ich nicht mehr so leicht auswechselbar bin. (…) Vielleicht muss ich dann auch nicht mehr alle zwei Jahre um meine Existenz bangen.

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